Geschichte

„Em Acherdaal lit ooch dä Ohrt,

Van dem alt eenmol feel en Wohrt,

Nu kunnt er sahn jrad wat er wellt,

´t chitt bloess een Dierkesen op der Welt !“


(Auszug aus dem Gedicht „Fuul Äppel“, vom Dieringhauser Heimatdichter Ernst Zimmermann (1885-1912),
nach ihm ist die Ernst-Zimmermann-Str. auf der Brück bennant)


Ernst Zimmermann
Ernst Zimmermann (oben rechts) mit seinen Eltern


Besiedlung im 7./8. Jahrhundert

Das Oberbergische war bis 500 n.Chr. ein Bergland, welches mit Wäldern überzogen war und unbesiedelt. Erst zu Anfang des 7. Jahrhundert gab es die ersten dauerhaften Siedlungen. Im 8. Jahrhundert kamen sächsische Siedler
von Nordosten zur Landnahme ins Bergland an der Agger, die „Inghausen-Leute.“ Die Sachsen hatten sich zur Römerzeit im Südosten der Nordsee gebildet. Sie waren für ihre kriegerischen Übergriffe bekannt.

Im nördlichen Teil des Oberbergischen gibt es 42 Orte, die auf –inghausen enden, fast alle haben als Beziehungswort einen germanischen oder altdeutschen Personennamen enthalten wie Dieringhausen (Dioro) und Ösinghausen (Auso).

 

Ein sehr altes Relikt der Heimatgeschichte der Region ist der Ringwall auf dem Burgberg bei Lobscheid. Das Amt Bodendenkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) antwortete auf eine Anfrage von Dieter Forst (Bergischer Geschichtsverein) im August 2010: "Der Ringwall Auf´m Burgkopf ist undatiert. Er wird, seit er vor 30 Jahren als Bodendenkmal erfasst wurde, in die Vorgeschichte mit Fragezeichen datiert. Daraus wurde dann durch eine westfälische Kollegin eine Anlage der älteren Eisenzeit. Da wir in dieser Gegend aber keine weiteren Siedlungen aus der Eisenzeit haben, schlagen wir - die Kollegen in der Außenstelle - eine Datierung in die Zeit der Bergischen Landnahme ab 10. Jh. vor. Eine Anlage aus den fränkisch - sächsischen Kriegen ist wegen der fehlenden Verkehrsanbindung abzulehnen".

Erste Erwähnungen

 

Im Jahr 1109 findet sich in der näheren Umgebung ein schriftlicher Hinweis: Die erstmalige urkundliche Erwähnung von Gummersbach. Die Herkunft des Namens ist bis heute nicht geklärt.

Die meisten Orte des Stadtteils Dieringhausen/Vollmerhausen werden von 1363 bis Ende des 16. Jahrhunderts urkundlich erwähnt:

1363

Lobscheid

1443

Brück

1447

Vollmerhausen

1465

Hunstig

1465

Bünghausen

1483

Dieringhausen

1542

Hohl

1542

Liefenroth

1542

Brunohl

1575

Remmelsohl

1575

Erbland

1575

Halstenbach

1575

Liefenroth

Tabelle nach Klaus Pampus: Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte. Gummersbach 1998.

Erst die Zeit von 1300 bis 1600 brachte eine Siedlungsverdichtung, vor allem mit dem Beginn des Hüttengewerbes. Noch heute erinnern Ortsnamen wie Brück, Remmelsohl oder Brunohl an das Metall- und Mühlengewerbe. Die Grafen von Sayn, Berg und von der Mark stritten um die Vorherrschaft im Bergischen Land.

Bevölkerungsstatistik Kirchspiel Gummersbach

Jahr 1748 und 1810 im Vergleich

Friedrichstal

10

7

Vollmerhausen

98

148

Liefenroth

33

42

Dieringhausen

47

78

Brunohl und

Hammerhaus

19

24


Statistik Gemeinde Drabenderhöhe und Wiehl des Jahres 1817

Bünghausen

44

Erbland

26

Hömel

33

Hunstig

70

Ohmig

12

Schneppsiefen

18

Aggersiefen

43

Hammerthal

27


Nach dem Ende der Franzosenzeit fiel das Oberbergische an Preußen, es entstanden Landkreise. 1825 wurde der Kreis Gummersbach gegründet. Im Jahre 1932 erfolgte die Zusammenlegung der Kreise Gummersbach und Waldbröl zum Oberbergischen Kreis. Der heutige Stadtteil Dieringhausen/ Vollmerhausen war durch eine natürliche Grenze getrennt. Die Agger trennte Vollmerhausen von Höfen. Sie trennte Hohl, Dieringhausen, Hammerhaus und Brunohl von Brück, Aggersiefen, Neudieringhausen, Hammerthal und Hunstig.Erst die kommunale Neugliederung des Jahres 1969 schloss alle Orte des Aggerraumes innerhalb der Stadtgemeinde Gummersbach zusammen.

 

Wahrzeichen

Aggerbrücke

Die heute bekannte Aggerbrücke von der B 55 zur Königsstraße wurde im Jahr 1830 gebaut.

Bild der alten Aggerbrücke

Die neue Aggerbrücke

Bahnhof


Der Dieringhausener Bahnhof 1930

Der Dieringhausener Bahnhof 1930

Der Dieringhausener Bahnhof 1939

Der Dieringhausener Bahnhof 1939

Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Dieringhausen und Vollmerhausen Opfer vieler Luftangriffe, u.a. wurde auch der Bahnhof zerstört.


Der im Krieg zerstörte Bahnhof Dieringhausen

 

Meerhardtsturm

Ein weiteres Wahrzeichen Dieringhausens ist der Meerhardtsturm. Er wurde 1908 erbaut.

Der Meerhardtsturm

Die Wirtschaft - Bergbau, Textil und Eisenbahn

Der Übergang des Oberbergischen vom Bauernland zur Industrialisierung gestaltete sich schwierig. Die ersten Anfänge brachten den Erzbergbau, der jedoch bald wieder verschwand. Es mangelte an Verkehrswegen im Aggertal. Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert. Der Bau der Köln-Olper-Straße (die heutige B55) in den Jahren 1820 bis 1834 brachte einen enormen Aufschwung für die Wirtschaft im Aggertal.

Als dann 1887 die Eisenbahn nach Dieringhausen kam, kam es zu einer raschen industriellen Entwicklung. Bis zum Anschluss an das Bahnnetz im Jahr 1887 spielte Dieringhausen keine große Rolle im wilhelminischen Kaiserreich. Die Gründung des Bahnbetriebswerks verhalf dem kleinen Ort an der Agger zu einem ungeahnten Wachstum, Dieringhausen wurde zum größten und bedeutendsten Bahnhof im Oberbergischen. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde Dieringhausen zum Bahnknotenpunkt. Über 30 Prozent aller Familien im Umkreis waren bei der Bahn beschäftigt. Der Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke betont in seinem Buch „Auf der Höhe der Zeit-Gummersbach und Oberberg im Kaiserreich“: „Und selbst in Dieringhausen, wo es durch Geschäfte, Handwerksbetriebe und die Mühlenthaler Spinnerei neben dem Bahnhof noch andere Arbeitgeber gab, war jede vierte Famlie direkt vom Bahnhof abhängig“.

Um den Bahnhof entwickelte sich ein eigenes Viertel. Viele Dienstwohnungen der Bahn-Arbeiter prägen das Ortsbild noch bis heute. Der Ort Neu-Dieringhausen wuchs rasant. Waren es im Jahr 1885 nur sieben Einwohner, die hier lebten, steig die Zahl im Jahr 1910 auf 923. Die Bevölkerung im Aggertal zählte 1863 4.600 Personen, 1960 waren es von Bergneustadt bis Ründeroth 32.000 Einwohner. Das früher verkehrs- und siedlungsarme Tal verwandelte sich zum stärksten Wirtschaftsgebiet im Oberbergischen.

1925 entstand das Kreiselektrizitätswerk in Dieringhausen, heute ist hier Aggerenergie.

Das Kreiselektrizitätswerk in Dieringhausen

Besonders die Textilindustrie stand im Mittelpunkt. Das Werk Mühlenthal, von dem heute noch das Restaurant Mühlenhelle übrig ist, hatte 1914 über 500 Beschäftigte. Weitere Textilfirmen waren Krawinkel in Vollmerhausen und Siebel am Hammerhaus. In den 1970er Jahren verschwanden die Textilbetriebe aus dem Aggertal. Auch die Eisenbahn verlor ihren Standort Dieringhausen. Dieringhausen und Vollmerhausen haben sich von Eisenbahn- und Industrieorten zu Einkaufszentren der Stadt Gummersbach entwickelt.

Panoramabild des Eisenbahnmuseums

Der Turn- und Sportverein Dieringhausen wurde am 1. Oktober 1888 gegründet. Seine Heimatstätte war die Aggerhalle (heute Sitz der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Dieringhausen).

Der Sportplatz Dieringhausen 1927

Der Sportplatz in Dieringhausen 1927

Die Aggerhalle

Die alte Aggerhalle - Turnerheim des TSV Dieringhausen

Ansichten

Postkarte Dieringhausen 1905

Postkarte Dieringhausen 1905

Postkarte Dieringhausen 1907

Postkarte Dieringhausen 1907

Postkarte Dieringhausen mit Blick auf die Königsstrasse 1920

Postkarte Dieringhausen mit Blick auf die Königsstrasse um 1920

Postkarte Vollmerhausen 1921

Postkarte Vollmerhausen 1921

Postkarte Hunstig mit Blick auf das Freibad

Postkarte Hunstig mit Blick auf das Freibad


(Text & Recherche: Maik Bubenzer)