Keiner fühlt sich zuständig
DIERINGHAUSEN / RÜNDEROTH. Wer vom Dieringhauser Bahnhof mit dem Zug nach Köln fahren will, muss 36 Treppenstufen überwinden, um von der Empfangshalle auf den Bahnsteig zu gelangen. Für einen Rollstuhlfahrer ist das schon mit Hilfe schwierig und ohne gänzlich unmöglich. Denn in Dieringhausen gibt es keinen Aufzug, keine Schienen für die Rollstuhlräder, nicht einmal eine Infosäule. „Dieser Bahnhof ist für behinderte Menschen die reinste Katastrophe“, sagt Rolf Fiedler.

Der 71-Jährige betreut seine körperlich und geistig behinderte Schwester Elke, die im Rollstuhl sitzt. Im Oberbergischen stoßen sie oft auf Schwierigkeiten. „Barrierefreiheit wird hier nicht gerade groß geschrieben“, findet Fiedler. Am schlimmsten sei es an den Bahnhöfen Dieringhausen und Ründeroth. Wenn man einmal auf dem Bahnsteig angelangt sei, sei der Einstieg in den Zug das nächste Problem: „Die Abstände vom Steig zu den Türen sind viel zu groß“, meint Fiedler.

Das sieht auch Heide Berbing so. Sie ist Vorsitzende der RaBe-Gruppe, dem Rollstuhlfahrerverband der Selbsthilfe Körperbehinderte in Oberberg und benutzt seit langem weder Bahn noch Bus. „Das ist mir zu stressig, ich möchte nicht ständig auf Hilfe angewiesen sein“, erklärt sie. „Da muss endlich was passieren.“

Doch wer ist zuständig für die behindertengerechte Ausstattung der Bahnhöfe? Den Bahnhof Dieringhausen hat die Stadt Gummersbach vor drei Jahren gekauft und anschließend den Vorplatz und die Parkplätze vor dem Empfangsgebäude renoviert. „Die Treppe gehört allerdings nicht mehr zum Bahnhof selbst, sondern zum Bahnsteig. Da sind wir rechtlich nicht in der Pflicht“, erklärt Sprecherin Margot Crummenerl und verweist auf die Deutsche Bahn.

„Wir sind nicht für Umbaumaßnahmen an Bahnhöfen zuständig“, heißt es auch aus dem NRW-Verkehrsministerium, das im Rahmen einer Modernisierungsoffensive Vereinbarungen mit der Bahn getroffen hat. Das Ministerium könne einen Umbau zwar finanziell fördern, aber nur, wenn die Baumaßnahmen von der Bahn beschlossen und geplant werden.

„Die Bahnhöfe Dieringhausen und Ründeroth sind in unseren derzeitigen Planungen nicht enthalten“, gibt Bahnsprecher Gerd Felser Auskunft. „Wenn dort größere Umbaumaßnahmen nötig werden, wäre die Barrierefreiheit aber mit inbegriffen.“

Ein behindertengerechter Umbau lohne sich erst ab rund 1000 Fahrgästen pro Tag, meint die Bahn. Für Ründeroth liegen der DB keine Zahlen vor, in Dieringhausen wären es mit 1250 Reisenden allemal genug.

(Quelle: rundschau-online.de)